Grußworte von Lisa aus Barcelona // Greetings from Lisa from Barcelona

Und auch Lisa hat schon geschrieben…

Liebe Gefährt*innen,

ich sende euch auch dieses Jahr solidarische und kämpferische Grüße zu den ABC-Tagen in Wien. Gerade habe ich einige Knast-Verlegungen hinter mit, zuerst im Dezember von Willich nach Madrid (C.P. Soto del Real) und gerade jetzt im März von Madrid nach Barcelona (C.P. Brians 1). Klar gibt es einige Unterschiede im Knastalltag in Spanien und auch hier in Katalonien, im Generellen, im Strafvollzug, im gesellschaftlichen und politischen Leben genauso wie draußen auch, aber im Grundsätzlichen ist das Bestrafungs-, Isolations- und Knastsystem natürlich überall genau das Gleiche und funktioniert nach denselben Regeln und derselben Logik: nämlich zur Abschreckung, Erziehung und Isolierung derjenigen, die wir uns aus unterschiedlichsten Gründen und unterschiedlichsten Bedingungen nicht an die aufgesetzten Spielregeln der Macht und Herrschaft gehalten haben. Das Leben draußen in der individualisierten Konsumwelt besteht nur so aus unzähligen Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten, Armut und Ausbeutung, jede*r weiß, wer Geld und gewisse Privilegien in diesem Herrschaftssystem hat, sich wenig existenzielle Sorgen zu machen braucht, für sich und seine*ihre Familie Sorgen kann, genug Lebensraum und Lebensqualität hat, über Unabhängigkeit und Bildung verfügt und somit viel seltener im Knast landet, hingegen diejenigen weggesperrt oder verfolgt werden, die sich in Armut und Misere ein besseres Leben aufbauen wollten, in gewalttätigen Lebensumständen leben müssen, sich wehren, austicken, durchdrehen oder einfach die herrschenden Macht- und Eigentumsverhältnisse nicht akzeptiert haben. Und dazu kommen noch viele weitere Unterdrückungsmechanismen wie Rassismus, patriarchale Gewalt und Ausbeutung, die Diskriminierung gegen Homo- und Transsexuelle, geistig und körperlich „Behinderte“, Obdachlose, Drogenabhängige, psychisch Kranke, etc… die wir im Knast unter erschwerten und limitierten Umständen besonders zu spüren bekomme. Das Leben in dieser Zwangsgemeinschaft, auf engstem Raum und den uns aufgezwungenen Regeln ist nicht einfach und führt zwangsläufig immer zu vielen (oft simplen) Konfrontationen, zu sehr viel Egoismus, Neid, Eifersucht, Unterwürfigkeit und leider nur (genauso wie draußen auch) in den seltensten Fällen zu Zusammenhalt, Solidarität und Komplizenschaft untereinander gegen diejenigen, die uns hier gefangen halten – dem Knastsystem, dem Staat, der Justiz und der Gesellschaft, die zum Schutz ihres Reichtums und ihrer Privilegien diese Knäste und das Bestrafungs- und Zwangssystem braucht.

Aber gerade deshalb und heutzutage noch mehr denn je ist es weiterhin wichtig uns von diesem Scheiß-System weder beugen noch brechen zu lassen, nicht zu vereinzeln und so solidarisch und kämpferisch wie möglich zu bleiben: sowohl hier drinnen im Knast, genauso wie draußen in allen Lebens- und Kampfbereichen!

Auf dass wir kreativ, aktiv und widerständig bleiben!

Im Kampf für Freiheit, Selbstbestimmung und Anarchie werden wir niemals alleine sein, auch nicht in den schwierigsten, härtesten beschissensten oder verwirrendsten Momenten wie manchmal diesem…

Nieder mit den Knästen!
Gegen Herrschaft und Autorität – Der Kampf geht weiter – bis wir alle frei sind.

Lisa
– im April 2019 –
C.P. Brians 1 (Barcelona)

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And Lisa has also already written…

Dear fellow comrades,

Also this year I send solidarity and militant greetings to the ABC Days in Vienna. I’ve just gone through some jail transfers, first in December from Willich to Madrid (C.P. Soto del Real) and just now in March from Madrid to Barcelona (C.P. Brians 1). Of course there are some differences in the everyday life in jail in Spain and also here in Catalonia, in general, in the penal system, in social and political life as well as outside, but in principle the system of punishment, isolation and jail is of course everywhere exactly the same and functions according to the same rules and the same logic: namely to deter, educate and isolate those who for different reasons and different conditions have not obeyed the established rules of power and domination. Life outside in the individualized consumer world consists only of innumerable injustices, inequalities, poverty and exploitation. Those who have money and certain privileges in this system of domination, do not need to worry about existential matters, can worry about themselves and their families, have enough living space and quality of life, are independent and educated and thus end up in prison much less often, while those who would like to build a better life despite their poverty and misery, have to live in violent circumstances, defend themselves, freak out, go crazy or simply have not accepted the prevailing balance of power and property are locked up or persecuted. There are also many other oppressive mechanisms such as racism, patriarchal violence and exploitation, discrimination against homosexuals and transsexuals, the mentally and physically “handicapped”, homeless people, drug addicts, the mentally ill, etc… which we especially notice in prison under difficult and limited circumstances. Living in this forced community, in very confined space where the rules are being forced upon us, is not easy and automatically leads to many (often simple) confrontations.Too much egoism, envy, jealousy and subservience results, unfortunately (just like outside) only in the rarest cases, to co-operation, Solidarity and mutual assistance against those who imprison us here – namely, the prison system, the state, the justice system and society, which needs these prisons and the system of punishment and penalties to protect its wealth and privileges.

But precisely for this reason and today even more than ever, it is still important not to let this shit system bend or break us, not to isolate us and to remain as united and militant as possible: both here in prison and also outside in all areas of life and combat!

May we remain creative, active and resistant!

In the fight for freedom, self-determination and anarchy we will never be alone, not even in the most difficult, hardest lousiest or most confusing moments such as this…

Down with prisons!
Against domination and authority – The fight goes on – until we are all free.

Lisa
– in April 2019 –
C.P. Brians 1 (Barcelona)

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